Reizdarm – hat die Psyche einen Einfluss?
Im Rahmen der Forschung des Reizdarmsyndroms, gibt es immer neue Erkenntnisse zu den Zusammenhängen zwischen Psyche und einem „sensibleren“ Darm. An anderer Stelle lesen Sie in meinen Blogs zum Thema Mikrobiota, Einfluss auf den Reizdarm und ebenso zu dem Zusammenhang Stress und Einfluss auf die Verdauung. Alles hat miteinander zu tun. Im Folgenden vesuche ich, es so zu beschreiben, dass es gut verständlich ist, warum die Psyche (auch) einen Einfluss auf den Reizdarm hat.
Einmal haben wir die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Was ist das?
Der Darm ist mit einem eigenen Nervensystem ausgestattet. Dies steuert sensibel die Verdauung. Im Falle der Verdauung ist beispielsweise der Vagus Nerv, der sogenannte "Parasympathikus" am Werk.
Die im Darm befindlichen Darmbakterien kommunizieren direkt mit dem zentralen Nervensystem und somit mit dem Gehirn. Dieses Kommunikationssystem wird in der Fachsprache als Darm-Hirn-Achse bezeichnet. Der Informationsaustausch verläuft in beide Richtungen. Etwa 90 % der Kommunikation gehen jedoch vom Darm zum Hirn. Ich schrieb in einem anderen Blog bereits davon.
Die Kommunikation verläuft über verschiedene Signalwege. Zum einen direkt über die Nervenbahnen (vor allem über den Vagus-Nerv), zum anderen immunologisch, über das Immunsystem, endokrinologisch, über Hormone und metabolisch, über Stoffwechselprodukte ( z. B. von den Bakterien der Darmflora gebildet).
Es gibt nach heutigem Kenntnisstand gute Hinweise, dass die Mikrobiota einen erheblichen Einfluss auf unsere Gemütsverfassung und unser Erleben hat. Hier wird derzeit eifrig geforscht. Man darf neugierig bleiben! Gesichert ist in jedem Fall, dass Stress und stressige Gedanken einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmbakterien ausübt. Und wie Sie sich denken können, ist dieser Einfluss eher negativ und steht einer gesunden, ausgewogenen Darmmikrobiota entgegen.
Und so kommen wir zum weiteren Einflussfaktoren: Stress und stressige Gedanken (negative Bewertungen). Stress als Einflussfaktor auf unsere Verdauung, habe ich schon vielfach in meinen Blogs beschrieben. Wenn wir gestresst sind (egal, ob der Stress „echt“ ist oder lediglich bestimmte Situationen/ Begebenheiten als stressig bewertet werden), wird das sympathische Nervengeflecht bedient – unser Körper ist im Fluchtmodus. Da wir evolutionär immer noch Steinzeitmenschen sind, jedoch heute anderen Stressoren als dem viel besagten Säbelzahntiger ausgesetzt sind, (Arbeitsstress, persönlicher Stress durch hohe Erwartungen/Perfektionismus etc.), wird dem Verdauungstrakt suggeriert, seine Arbeit (die ruhige Verdauung) einzustellen, weil es Wichtigeres (nämlich Flucht) zu tun gibt. Dieser Umstand führt zu diversen Problemen im Ablauf der Verdauung. Sie verläuft unruhiger und nicht regelrecht. Und wird gespürt über Sodbrennen, Bauchdruck, Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall – die gesamte Palette der Verdauungsstörungen.
Ein Kreislauf: Stress beeinflusst ungünstig die Mikrobiota, diese beeinflusst über die Darm-Hirn-Achse das emotionale Erleben.
Es gibt also mehr als nur einen Ansatzpunkt in der Therapie des Reizdarmpatienten. Einerseits gilt es, den Blick auf die Qualität der Nahrungszufuhr zu legen, zu schauen, was vertragen und was nicht vertragen wird. Jedoch ist es ebenfalls relevant auf die Mikrobiota und auf unser Vermögen Stress und stressige Gedanken zu verarbeiten, zu schauen. Und das Thema Resilienz, Stressprävention und Entspannung als eine Säule in der Therapie miteinzubeziehen. Wir sind uns bleiben Menchen mit Körper, Geist und Seele.
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